Antennenfernsehen in Hembsen? - Die DVB-T-Erfahrungen

"Antenne? Kommt da noch was drüber?", "In Hembsen hat man da doch gar kein Empfang!" - hört man, wenn man hier in der Gegend über Fernsehgucken über Antenne spricht. Dies soll keine wissenschaftliche Abhandlung zu dem Thema sein, denn ich bin auch kein Funktechnikfachmann, sondern nur meine Erfahrungen mit dem DVB-T-Empfang in Hembsen aufzeigen.

Es war im Mai 2006, dass die (zahlreichen!) analogen ARD/ZDF/WDR-Sender in Ostwestfalen abgeschaltet wurden, und darunter auch der für Hembsen und Umgebung umsetzende Füllsender auf dem Wingelstein (ARD Kanal 8, ZDF Kanal 44, WDR Kanal 60). Seitdem wird OWL nur noch über die Grundnetzsenden Teutoburger Wald, Bielefeld und Minden versorgt, aber dafür mit nahezu gleicher Abdeckung und nicht mehr mit drei, sondern 12 Programmen.

Ein Interesse an DVB-T ist scheinbar aber nicht vorhanden, stattdessen sah ich in letzter Zeit viele Dachantennen für Fernsehen von den Dächern verschwinden. Natürlich ärgerlich, wenn dann gleich die UKW-Antenne mit weggeputzt wird und man sich darauf über schlechten Radioempfang wundert (was vorgekommen sein soll). Auch vorher überwogen in Hembsen schon ganz klar die Rein-Satellit-Gucker, und dies gilt umso mehr, seit die Lokalzeit aus Bielefeld vom WDR auch über Astra-Satellit ausgestrahlt wird. Dabei bietet DVB-T per se einige Pluspunkte:

Womit wir bei der Situation in Hembsen und Umgebung wären. In der Tat ist der (stabile!) Empfang nicht ganz trivial. Der Hembser Berg schirmt unser Dorf etwas von der Sicht auf den Sender Teutoburger Wald mitten in Lippe, nordnordwestlich von Hembsen, ab. Schon die WDR-Radioprogramme von diesem Standort sind an einigen Stellen verzerrt oder angekratzt. Die TV-Frequenzen (UHF-Band) liegen höher als die des UKW-Radios (VHF Band 2) und haben daher eine erwartbar geringere Reserve in der Reichweite, sodass eine Ausrichtung der Fernseh-DVB-T-UHF-Antenne gegen den Hembser Berg zu einem zu schwachen Signal führt. Glücklicherweise kann man scheinbar im ganzen Dorfgebiet eine ständige Wellen-Reflexion vom Steinberg (zwischen Beller und Erkeln) nutzen. Die Antenne muss also in Richtung von dessen Wand ausgerichtet werden. Der genaue Winkel muss ausprobiert werden. Bei mir im Märsch eher südwestlich, im Dorf an der Gemeindehalle eher süd(öst)lich. Man erhält damit dauerhaft ausreichende Signalqualität (mit kurzzeitigen Einbrüchen, die die DVB-eigene Fehlerkorrektur aber in den allermeisten Fällen abfedert) und der Empfang ist gegeben. Die Antenne muss dabei vertikal ausgerichtet sein. Dies ist eine Änderung zum Analogempfang, bei dem in OWL horizontal gesendet wurde. Ein Antennenverstärker wird allgemein nicht bei DVB-T empfohlen, kann im Hembser Fall aber das Signal positiv beeinflussen, es wird noch ein wenig stabiler.


Das Bild zeigt meinen Antennenaufbau zuhause. Bei uns waren die Antennen schon immer Unterdach, daher habe ich das belassen; zusätzliche Höhe und Aufdachmontage würden generell zusätzliche positive Effekte auf die Signalqualität haben. Vorn sieht man die vertikale UHF-Antenne für den Teutoburger Wald (Kanal 26: ARD, arte, EinsFestival, Phoenix; Kanal 33: ZDF, ZDFneo/KiKa, 3sat, ZDFinfo, Kanal 31: WDR, NDR, MDR, SWR). Die hintere, horizontale Antenne kam zusätzlich dazu und empfängt nun direkt den Sender Habichtswald von hr. Leiter kommt nur das 1. Programmpaket (Kanal 32) bei mir an, die weiteren auf Kanal 42 und 51 kommen zu schwach. So erhöht sich die Programmzahl sogar auf 14 (hr-fernsehen, EinsExtra). Ich habe die Antennen mit einem T-Stück verbunden, was auch nicht nach der Lehre des Antennebaus ist, hier aber funktioniert, die Antennen stören sich nicht, sondern ergänzen sich offensichtlich.

Fazit: Ich nutze nun seit seinem Start in 2006 DVB-T für den Zweit-/Drittfernseher im Haus. Für Normalfernseher ist die Bildqualität besser als früher mit der analogen Antenne (bei einem 102cm-LCD-TV wartet man allerdings besser auf HDTV über Sat). Ich konnte schon mehrfach mein Programm über DVB-T weitergucken, während mir der Satreceiver wegen Gewitter/Schnee "Kein Signal" anzeigte. Auch ein schneller Aufbau "Antenne an eine lange Latte - Aufstellen - Kabel und Receiver dran - im Garten WM/EM-Spiel gucken" hat sich mehrfach bewährt. Sollte nun vielleicht jemand auf den Geschmack gekommen sein: Ihr dürft mich gerne auf DVB-T ansprechen, ich habe inzwischen schon einen schönen Stock an ausgemusterten Antennen an Lager! :)